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  Winfried Beer
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Abschnitt 1: von Oslo in den Finnskogen, weiter über Koppang, Ringebu, Bygdin ins Valdres

Mo 21.06.2010
Flug MUC-OSL, Hersjøen, Campingplatz
(24 km, 150 Hm)

Nach dem die letzten Tage meine Wohnung eher einem Zwischenlager für eine Nordpolexpedition geglichen hat bin ich doch froh dass der Vorurlaubsstress vorbei ist und ich nun in meinem neuen Zelt in Norwegen sitze.

Sogar eingekauft habe ich schon: Brot, Butter, Marmelade, Spaghetti, Reis, Soßen, Olivenöl, Schoklade, Risen-Gröt, Joghurt und Orangensaft. Auf dem Campingplatz habe ich sogar eine halbvolle Gaskartusche geschenkt bekommen. Allerdings habe ich keinen rechten Hunger, der Berg Spaghetti mit Rinderfiletstreifen am Münchner Flughafen war doch recht mächtig.

Das Wetter ist prima, so um die 20 Grad, Sonnenschein bis nach 22 Uhr, dazu ein paar nette Wölckchen. Tja, der Sommerurlaub beginnt für mich, in Bayern regnet es wieder.

Di 22.06.2010
am Vestre Børen
(53 km, 656 Hm)

Nachts wird es doch noch etwas frischer, so dass ich mich gemütlich in meinen neuen Schlafsack einmummeln kann. Morgens starte ich um kurz nach neun Uhr. Immer noch bestes Sommerwetter. Zum Glück weht eine leichte Briese, die den Schweiß gleich trocknet. Ich habe nun einen leichten Sonnenbrand. Den kühle ich im See Vestre Børen (südwestlich von Kongsvinger). Es ist zwar etwas mühsam, das Fahrrad auf einem alten Weg durch den Wald zu schieben. Dafür habe ich den See für mich allein. Nur ein paar Gänse sind auf der kleinen Insel im See. Und abgesehen von Fliegen und Mücken, die gibt's überall.

Mi 23.06.2010
Dragomoen Camping am Møkeren
(66 km, 780 Hm)

Morgens ist es windstill und die kleinen "Knots" tanzen vor dem Zelt in der Luft. Besonders angriffslustig sind sie heute aber nicht.

Ich rolle abwärts zum Städchen Skotterud, wo am Marktplatz drei Supermärkte ihre Waren feilbieten. Ich kaufe ein bißchen ein. Schade des es noch keine Moltebeeren giebt. Besonders freue ich mich aber über den Rührteigkuchen "Mor Monsen". Den lasse ich mir morgen früh zum Kaffee schmecken.

Das Wetter ist sehr sonnig und leicht windig. Mein Fahrradtacho zeigte 27 Grad in der Sonne. Ich bin froh, mein Zelt im kurz gemähten Rasen im Halbschatten einer kleinen Kieferngruppe aufbauen zu können. Wenn die Sonne später im Nordwesten untergeht, werden mich noch ein paar Abendstrahlen wärmen und die Wellen des Sees in den Schlummer wiegen.

Ich wünsche meinen Arbeitskollegen beim morgigen Betriebsausflug in München alles Gute.

Do 24.06.2010
Nördl. von Ö. Multtjärn
(65 km, 701 Hm)

Heute bin ich schon früh um 8:30 Uhr auf der Straße 202 unterwegs zur schwedischen Grenze. Entlang der Rotna radelt es sich gemütlich bis Svullrya. Dann weiter am Røgden nach Schweden, dann wieder nach Norden.

Fr 25.06.2010
Nördl. von Ö. Multtjärn
(0 km, 0 Hm)

Morgens ist es bedeckt, gegen 9:00 Uhr fängt es an zu nieseln. Da fehlt mir der Schwung und ich mache einen Ruhetag. Ab Mittag wechseln sich Sonne und leichter Regen ab.

In Gedenken an meinen kürzlich und unerwartet verstorbenen Arbeitskollegen Nikolai puste ich einen Luftballon auf und lege ein paar feierliche Gedenkminuten ein.

Es ist nun nicht so, dass hier besonders viel Aufregung im Wald herrschen würde. Abgesehen von dem Gewusel von Insekten, den Gezwitscher der Vögel und dem Rauschen des Windes in den Bäumen. Manchmal, wenn ich da so im Wald stehe und die Sonne durch die lichten Bäume auf mich scheint, denke ich, ich wachse fest und werde ein Teil des Waldes.

Sa 26.06.2010
15 km nördlich von Gravberget
(83 km, 1061 Hm)

Heute ist ein guter Radeltag. Das Wetter ist meist sonnig mit ein paar Wolken, aus denen es ab und zu leicht regnet. Ausgeruht von gestern schaffe ich heute ein Stückchen mehr als sonst. Allerding sind die vielen Schotterpisten deutlich mühsamer als die Teerstraßen. Die Strecke ist geht immer wieder rauf und runter, so zwischen 300 und 500 Meter über NN.

Nach Juvherget bin ich ein Stück des "Finnskogsleden" - ein Weitwanderweg - entlanggeradelt. Ein prima Singeltrail auf dem alten Karrenweg. Zum Glück gings meist bergab. Aufwärts mit dem ganzen Packtaschen wäre es sehr mühsam gewesen.

So 27.06.2010
Westufer des Storsjøen
(86 km, 591 Hm)

Wieder ein schöner Sommertag. Leicht abwärts oder mit Rückenwind macht das Radeln richtig Spaß.

Mein Zeltplatz gefällt mir sehr gut: ein kleiner Bach in der Nähe, ein ebener und trockener Zeltplatz, durch die Bäume Blicke auf den See und vor allem: fast keine Mücken oder Knots. Nachdem in den letzten drei Tagen diese Plagen den Aufenthalt im Freien vermiest haben. Vor allem gestern Abend und heute morgen haben die Knots in Schwärmen das Zelt umlagert und jede Gelegenheit genutzt ins Zelt vorzudringen. Das Anti-Mückenmittel hilft zwar gegen Stiche, aber man atmet die Viecher auch gerne mal ein oder sie summen in die Ohren oder Augen.

Deswegen genieße ich meine Spaghetti mit Olivenöl und Streifen vom Andechser Klosterspeck im Freien. Abschließend eine Tasse Tee mit Keksen (mit Creme und Himbeergelee gefüllt). Schade das die Packung schon gleich leer sein wird. Aber morgen komme ich nach Koppang, da werde ich meine Vorräte auffüllen bevor es rauf auf den "Friisveien" ins Fjell geht. Ich hoffe ich habe Glück mit dem Wetter, sonst kann es bei Wind und Regen auf 1100 Meter ungemütlich werden.

Mo 28.06.2010
am Vinjeveien
(56 km, 1139 Hm)

In Koppang stocke ich meine Vorräte wieder auf. Eigentlich wollte ich einen Waschtag auf dem örtlichen Campingplatz einlegen. Aber das Wetter ist noch viel zu gut um die Zeit unten im Tal zu verbringen. Ich will nach oben, mit Aussicht auf die Berge.

Deswegen schwinge ich auf dem Vinjeveien aufs Fjell. Der Weg läßt sich gut fahren, mir nur 5-8% Steigung und festgefahrener Straße ist es nur eine Frage der Zeit, bis ich auf 900 Meter Höhe an der Baumgrenze angekommen ist und ich Berge mit letzten Schneeresten erblicken kann.

Gerade noch bevor ein Gewitter einsetzt, baue ich mein Zelt im lichten Birkenwäldchen auf. Hier gibt es zwar auch massenweise Fliegen, aber die Summen nur so rum und setzen sich mal auf mich nieder, stechen aber nicht. Allerdings mischen sich auch ein paar Mücken darunter, so dass ich nie ganz sicher bin, was da an mir rumkrabelt.

Di 29.06.2010
am Vinjeveien
(0 km, 0 Hm)

Nachts habe ich Alpträume, mir ist's im Schlafsack zu heiß und ohne dann wieder zu kalt. Vermutlich habe ich zum gestrigen Abendessen viel zuviel gegessen. Oder die Schwammerlsuppe lag mir schwer im Magen. Zum Weiterfahren habe ich heute keine rechte Lust und bleibe hier.

Mi 30.06.2010
am Vinjeveien
(0 km, 0 Hm)

Es regnet den ganzen Tag. Zwar nur leicht, aber mir gefällt es im Zelt besser als draußen. Morgen und am Freitag soll es besser werden, dannach schaut es wieder nach längerem Regenwetter aus. Aber die langfristigen Prognosen sind in Norwegen meist zu pesimistisch.

Do 01.07.2010
Vinstra
(88 km, 1118 Hm)

Im Laufe der kurzen Nacht hört der Regen auf und es wird immer mehr sonniger als wolkig. Über den geteerten, aber ruhigen Friisveien fahre ich weiter. Ich berausche mich an den Ausblicken und der Stimmung auf dem Fjell. Die Straße schraubt sich noch ein wenig höher, noch ein kleiner Zwischenanstieg, dann fliege ich dem Tal wieder entgegen. Ich tauche wieder in das dichte Grün der Wälder. Der Blick auf die Schneehänge des Jotunheimen und die Schneerinnen der Rondane wird mir entzogen. Dafür schimmert ein prächtiger Wasserfall an der anderen Talseite durch die Bäume. Zum Schluß liegt das Gudbrandsdalen wie eine kleine Modeleisenbahnlandschaft unter mir. Und in Ringebu bin ich wieder unten angekommen..

Bevor ich ganz unten bin, mache ich einen kurzen, aber steilen Abstecher zur Stabkirche von Ringebu. Sie tront am Osthang des Tals.

An der Südseite der breit dahinfließenden Losna geht es wieder 50 Meter hoch und die ruhige Nebenstraße führt mich mit gutem Blick ins Tal nach Vinstra.

Nach ein wenig Sucherei lande ich auf dem Campinglatz an der E6, ein Kilometer nördlich von Vinstra. Da wird alles wieder mal gewaschen. Sogar der Schmutz unter den Einlegesohlen in den Schuhen wird rausgeschüttelt. Zum Abendessen im Grünen wird geräucherter Lachs auf Butterbrot mit einem Fruchsalat in Mayonaise serviert. Als Dessert noch ein kleiner Moltebeerenjoghurt.

Fr 02.07.2010
am Jotunheimveien
(55 km, 1374 Hm)

Vom Tal geht es wieder auf's Fjell. Es ist anfangs sehr sonnig, im Laufe des Nachmittages ziehen dichtere Wolken auf und das Fjell zeigt sich von seiner dunkleren, düsteren Seite. Auch der Wind bläst stärker, als wolle er das Fjell leerfegen.

Am gleichen Platz wie vor zwei Jahren schlage ich das Zelt auf. Vom Zelt habe ich einen prächtigen Ausblick auf das in dunklen Grau- und Grünschattierungen unter mir liegende Land. Dazwischen schimmern die vielen kleineren und größeren Seen.

Von dem Kopf der hinterm Zelt liegenden Buhø (1327 m) bietet sich mir ein 360-Grad Rundblick auf die Hochebene und den kilometerlangen See Vinstri. Dort oben bläst es noch heftiger, da muss ich alle meine Sachen festhalten, damit sie nicht weggeweht werden.

Sa 03.07.2010
Fossvangen
(74 km, 1161 Hm)

Über Bygdin, Beitostølen, Slettefjell nach Fossvang. Beitostølen ist ein Hüttendorf für Wintersport. Mir kommt es wie ein riesiger Ameisenbau vor, nach den ruhigen Tagen der letzten Zeit. Aber bald bin ich durch den Ort durchgerauscht und mache am Gedenkstein für "Meisterspelemannen Niels Beitohaugen (1863-1927)" eine kleine Pause. Die Schokolade "Walters Mandler" mit gerösteten und gesalzenen Mandeln ist echt lecker. Dann spiele ich noch ein kleines Ständchen und der Weg führt aufwärts über das Slettefjell auf 1300 Meter hoch. Zwei Mountainbiker überholen mich, ein anderer kommt mir entgegen. Das ist von Beito aus eine beliebte Trainingsrunde.

In Norwegen ist es nicht ungewöhnlich, wenn jemand im Regenzeug im Regen grillt. Der selbst gefangene Fisch muss ja frisch zubereitet werden. Das ist echtes Anglerleben...


Nun ist etwas mehr als die Hälfte meiner Reise vorbei, und weiter geht es im Abschnitt 2.

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