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  Winfried Beer
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Abschnitt 1: von Oslo-Gardermoen über kleine Wege durch die Nordmarka, Hallingdal, Eggedal zum Tinnsjø

Di 10.06.2014
Flug MUC-OSL, Hotel Letohallen bei Dal
(33 km)

Heute kann ich über vieles erzählen. Mein Flieger hatte eine Stunde Verspätung, ich habe vergessen mein Fahrrad als Sportgepäck (50 EUR) zu bezahlen. Das überraschenste: mein Campingplatz Hersjøen ist geschlossen! Nachdem es schon spät ist und keine andere Zeltmöglichkeit in Sicht ist, bin ich im Hotel Letohallen bei Dal für eine Nacht eingecheckt. Für knapp 800 Kronen (ca. 100 EUR) ist das im Vergleich zu einem Campingplatz viermal so teuer. Aber dafür habe ich Platz zum umpacken und muss nicht irgendwo am Straßenrand die Nacht verbringen. Die nahe Autobahn wird Nachts auch leiser.

Das Wetter ist hier mit 24 Grad auch sehr warm, aber es geht eine angenehme Briese. In Dal hat der KIWI bis 23 Uhr offen. Und in der davor kommenden Tankstelle habe ich auch eine schöne Schraubgaskartusche kaufen können. (Vor 9 Jahren hatten sie damals keine.)

Allerdings habe ich keinen rechten Hunger, der Berg Spaghetti mit Scampi am Münchner Flughafen war doch recht mächtig. Im Duty Free Shop am habe ich drei (überteuerte) 250 gr Tafeln Schokolade gekauft, daran werde ich knabbern.

Mi 11.06.2014
vor Bjertnessjøen am Fluss Rotua
(23 km, 179 Hm)

Nach dem Frühstück im Hotel geht es um halb neun nach Westen. Nach ein wenig Teerstraßenradlerei über Maura und Teignebyen geht eine ungeteerte Mautstaße aufwärts entlang dem Flüsschen Rotua. Hier ist's schön in die grünen Natur. Bei einem Brücklein laden die sonnigen flachen Steine im Flussbett zu einer Pause ein. Nach einiger Zeit beschließe ich hier zu bleiben, auch wenn es noch Vormittag ist und noch nicht weit gekommen bin. Aber ich habe eh noch kein genaues Ziel wohin die Reise gehen soll. Drum bleibe ich da wo es mir gefällt.

Je nach Örtlichkeit gibt es Fliegen oder mehr Mücken. Da ich die Wahl habe, bleibe ich lieber bei den 90% Fliegen und 10% Mücken. Bei Wind gehen alle Plagegeister in Deckung. Ich vertrödle den Tag und passe auf dass ich keinen Sonnenstich bekomme.

Am Nachmittag grollt der Donner in den Bergen. Und es zieht - dem Glockengebimel nach - eine Kuhherde die Straße entlang.

Do 12.06.2014
vor Store Sandungen
(41 km, 717 Hm)

Über Fortstraßen an Schranken vorbei geht es heute an einigen Seen entlang. Im Tal im Ort Harestua kaufe ich mit Genuss im KIWI ein. Die Zeilen reichen nicht um die ganzen Leckereien aufzuführen, aber mehrere Gänge könnte ich nun schon kochen. Mehrmals. Und mit Nachtisch.

Übervoll geht ist gegenüber Richtung Gjerdingen bzw. Katnosa. In einer Sackgasse finde ich nach längerem Suchen im Unterholz und Sumpf einen schönen Zeltplatz: ruhige Lage, gute Aussicht, ebenes Zeltfleckerl, Bächlein in der Nähe und nur wenige Insekten (Ameisen). Den fliegenden ist es heute zu windig. Sogar meinen Hut hätte es mir heute mehrmal fast vom Kopf geweht.

Eigentlich bin ich heute noch nicht viel unterwegs gewesen. Aber nach der Sucherei im Wald bin ich fix und alle. Auch durch das Zelt brennt die Hitze der Sonne. Ich wasche mich im kühlen Bach und mir geht es besser. Wie Adam laufe ich durchs Wildnisparadies. Tee und Kekse - und ich bin wieder Mensch.

Fr 13.06.2014
vor Store Sandungen
(ein paar km, ein paar Hm)

Morgens nieselt es leicht. Ich bleibe liegen bis die Sonne wieder scheint und wandere auf die naheliegende Fagerlisætra und weiter bis zum See Katnosa.

Sa 14.06.2014
hinter Sokna
(78 km, 1031 Hm)

Morgens komme ich am See Damtjern vorbei und radle eine Zeitlang die selbe Strecke wie vor 14 Jahren. Ich werde etwas sentimental und mache mir Gedanken. Was hat mich damals angetrieben, was bewegt mich heute. Damals war es die Neugierde auf das was kommt, ein Vorwärtskommen.

Heute tritschle ich vor mich hin, das Hier und Jetzt ist wichtiger als das was sein wird. Ich werde die Sommerzeit genießen, das Grün der Wiesen, den blauen Himmel und freue mich an den Beobachtungen am Straßenrand. Großeltern die mit den Enkeln im Garten spielen aber auch viele menschenleer Gärten. Männer beim Rasenmähen und Musik die aus Hütten dringt oder im Auto wummert. Besonders haben mich mehrere meterhohe Jasminsträucher fasziniert. Der Duft des Blüttenmeers ist meterweit zu riechen.

Ich will ins Eggedal, aber auf welchem Weg ist nicht sicher. Hönefoss wird auf ruhigen Nebenstraßen südlich umfahren, der Anfang der "Bundesstraße" 7 hat sogar einen extra Fahrradweg. (In Nøkleby ist der Campingplatz geschlossen.) Die Rv 7 ist nicht so schlimm wie befürchtet. Immer wieder gibt es Radwege oder sehr ruhige Nebenstraßen. Auch Rennradfahrer sind unterwegs. Bergauf habe ich keine Chance, aber bergab hätte ich sie fast wieder eingeholt...

Einen leichten Sonnenbrand habe ich mir zugelegt, der wird heute Nacht schön wärmen. Heute in der Frühe waren es nur so 5 Grad im Zelt, ab späten Vormittag heizt die Sonne ein.

Eigentlich war ein Campingplatz das Tagesziel. Aber die Nebenstraße von Sokna nach Nordwesten war interessanter. Ich sehe auch die Neubautraße der Rv 7, die noch nicht fertig ist. Eigentlich sollten da die Eisenbahnschienen sein. Ich spiele mit dem Gedanken auf der fast fertigen, aber noch nicht freigegebenen Strecke zu radeln. Aber zum einen gibt es am Ende wohl noch einen kilometerlangen Tunnel, zum anderen ist es mir zu mühsam durch den Zaun zu schlüpfen.

Am Hang finde ich ein schönes Plätzchen, die "Knots" tanzen erst ab 20 Uhr und bis dahin hatte ich den Topf Spaghetti verdrückt.

So 15.06.2014
Stavn am Krøderen
(43 km, ca 800 Hm)

Gestern habe ich mir Gedanken gemacht, ob der in der Karte eingezeichnete Privatweg mit dem Fahrrad erlaubt und fahrbar ist. Sogar gegoogelt habe ich und das Ergebnis: Privatstraßen in der "Utmark" dürfen von jedem zu Fuß und mit dem Fahrrad genutzt werden.

Morgens tanzten die Knots immer noch vorm Zelt und ich wollte da nicht raus. Irgendwann am späten Vormittag war es soweit. Eingepackt in Jacke, Hut und Beinlingen, mit DEET Mückenschutzmittel eingerieben und raus in den Luftkampf. Der Teufel soll die Biester fressen! Mir wollten sie in die Nasenlöcher und an die Augenbrauen. Aber gebissen haben sie mich nicht.

Hat jemand schon Erfahrungen mit kleinen USB-Staubsaugern? Damit müsste man die prima vom Zelt und aus der Luft wegsaugen können. Das ist zwar nur temporär, aber immerhin ist der erste Weg frei.

Zurück zur Privatstraße von Brekkebygda nach Gulsvik. Die Schranke ist offen, es ist sogar ein abgeblättertes Fahrradsymbol aufgemalt. Die Straße geht auf mehr als 600 Meter über NN hoch, mehrere Anstiege sind mehr als 10% und der Straßenbelag oft sehr grobschottrig. Aber mit einem MTB durchgehend fahrbahr. Nach Gulsvik geht es nur steil abwärts. Dafür wenig Autos, die am Anfang und Ende bei den Hütten stehen.

Einen ruhig und schön gelegenen Bergsee habe ich entdeckt. Allerdings gibt es viele Bremsen, die sehr lästig sind. Nach langem Überlegen, ob ich hier bleibe, gebe ich auf. Bei Windstille die Knots und tagsüber die Bremsen und auch Mücken. Nein danke, hier hält man es wohl erst nach dem ersten Frost aus.

Drunten am Krøderen muss ich teilweise auf der viel befahrenen Rv 7 fahren. Nun weiß ich auch warum diese Fahrradroute "Eventyrerveien" heißt: Abenteuer mit den Lkws und das auf und ab auf den Nebenstrecken sind ein ermüdendes Abenteuer für sich.

Im östlichen Campingplatz genieße ich die Notwendigkeit einer warmen Dusche und den Luxus einer festen Bank-Tischeinheit. Nur die Mücken nerven ein wenig. Dafür ist alles andere nett und ruhig.

Mo 16.06.2014
hinter Stavn
(4,6 km, 439 Hm)

Eine sehr ruhige, ungeteerte Nebenstrecke geht's mit 10% Steigung aufwärts. Nach einer guten Stunde mache ich Pause und bleibe.

Di 17.06.2014
Haglebu
(17 km, 513 Hm)

Weiter auf die Paßhöhe von 900 Metern. Unterwegs zwei Forstarbeiter bei der Arbeit mit dem Harvester gesehen. Sonst kein Fahrzeug. Auch das oben liegende Hüttengebiet ist sehr ruhig. Bis auf Bautätige die neue Hütten oder Wege bauen.

Auf dem Campingplatz ist es noch sehr ruhig. Die Sommerschulferien in Norwegen fangen erst in ein paar Tagen an.

Mi 18.06.2014
Haglebu
(15 km Wandern, 700 Hm)

An der Campingplatz-Rezeption habe ich mir gestern eine Wanderkarte dieser Gegend gekauft. Allerdings sind nur wenige Wanderwege eingezeichnet; vom Campingplatz geht nur einer auf den Brennatten. In meinem GPS mit Openstreetmap-Karte finde ich zwei andere Pfade, auf den Haglebunatten und Richtung Fagerfjellet.

Ich starte zum Haglebunatten. Der Weg ist gut markiert und führt wunderbar durchs Birkenwäldchen ins Fjellgebiet über der Baumgrenze. Die Wellen auf kleinen blauen Seen glitzern im Sonnenlicht und Schneereste sind am schmelzen. An den Blaubeersträuchern brauchen die Beeren noch etwas Zeit. Aus der grünen Landschaft schauen rund geschliffene Felsen und manche Steine sind liegen wie wackelige Kugeln da.

Ein Falke segelt mühelos im Wind und bedeckt mich mit seinen langezogenen Schreien. Wenn ich sein Gefieder genau betrachte, dann habe ich schon vor ein paar Tagen eine schöne Falkenfeder gefunden. Die lag inmitten von einem zerzausten Daunenfederhaufen am Wegesrand im Wald. Braun gestreift mit einem schmalen weißen Rand am Ende der Feder.

Wind gibt es so viel, dass ich meine Gedanken festhalten muss, damit sie nicht davongeblasen werden. Ich ziehe meinen Hut.

Auf dem Rückweg ist der Tag noch nicht zu Ende und gehe noch den anderen Pfad Richtung Fagerfjellet. Er ist nicht markiert, aber gut sichtbar wenn man den Anfang gefunden hat. Dank GPS kein großes Problem. Im Wald sehe ich was braun-schwarzes dahineilen und in ein Erdloch verschwinden. Von der Größe zwischen einem kleinen Meerschweinchen und einer großen Ratte. Das wird wohl ein Lemming gewesen sein.

Weiter oben zeigt sich ein Kuckuck. Den habe ich schon auf dem anderen Weg oft gehört. Jetzt kommt er ganz nah geflogen. Als ich mich etwas anschleiche, fliegt er zum nächsten Baum und schreit sein Kuck-Kuck. So ein neckischer Schelm.

Do 19.06.2014
Haglebu
(0 km, 0 Hm)

Vormittags leichter Regen. Ich komme nicht in die Gänge und finde am Seestrand eine 20-Kronen-Münze.

Fr 20.06.2014
unterm Eidsfjellet
(40 km, 1034 Hm)

Schöne Strecke, glückselig eingekauft im Joker in Nore Norefjord. Sightseeing an der Stabkirche. 600 Hm Uphill und einen super Wildzeltplatz gefunden: prima Aussicht auf die Berglandschaft, eigener See mit nicht zu kaltem Wasser und schön weiches Moos. Und das beste: keine Mücken und guter Handyempfang. Nur leider geht die erste Charge Strom langsam zur Neige. Der Nabendynamo hat heute nicht viel Energie produziert.

Sa 21. - Mo 23.06.2014
unterm Eidsfjellet
(12 km, 430 Hm)

Ich bleibe ein paar Tage. Mal ist das Wetter zu windig oder regnerisch, mal will ich nicht weg und habe endlich Zeit zum Lesen oder Nichtstun. Und der Platz ist schön, besonders der Blick aus dem Zelt, wenn die Abendsonne die gegenüberliegenden Berge anstrahlt.

Am Montag mache ich eine Wanderung zum Eidsfjellet (12 km, 433 Hm). Nachmittags kommt der hier zuständige Fischer und Jäger vorbei. Ein älterer Herr. Im kleinen See hat er vor zwei Jahren 150 Forellen eingesetzt, aber die sind alle davongeschwommen. Letztes Jahr nur 50, dafür hat er am Abfluß eine Fischsperre angelegt. Jetzt schnalzen sie, dass es jedes Anglerherz höher schlagen läßt.

Di 24.06.2014
Blefjell Camping
(60 km, 1023 Hm)

Nach den Tagen im Fjell zieht es mich weiter. Das Wetter ist heiter bis Wolkig, vormittags oben auf 900 Meter Höhe 11 Grad, nachmittags im Tal 20 Grad bei schwachem Wind. (Die Sonnencreme hätte ich mir heute sparen können.) Zuerst geht die Strecke auf ca 750 m Höhe runter, dann auf schöner Bergstrecke noch auf 1100 m rauf. Wieder runter und wieder rauf und wieder runter. Ein guter Tag zum Radeln.

Beobachtungen das Tages: Schafe, Kühe, eine Hütte auf einem Schwertransporter, einen Holländer mit kleinem Auto und Enten am Seestrand vorm Zelt.

Zur Feier des Tages: Milchreis mit Himbeermarmelade, Blaubeerkeks und Schokoladenstückchen. Zum Glück nichts angebrannt.


Nun ist etwas mehr als die Hälfte meiner Reise vorbei, und weiter geht es im Abschnitt 2.

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