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  Winfried Beer
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Rv17 (68k)

Abschnitt 7: Steinkjer bis Nesna

Sa 15.07.2000:
Stiklestad, Steinkjer, Namsos
(154 km, 1300 Hm)

Höhenprofil In der Frühe geht es schon um kurz vor 8:00 Uhr auf das Rad, es wird ein langer Tag. Und da es fast windstill ist, auch eine lange Strecke. Gegen 18:00 Uhr lasse ich mich auf den bisher ungemütlichsten Wildniscamp nieder: kein sauberes Wasser, tropfnasser stinkender Sumpf (oder stinke ich so?), einige Mücken und tausende kleine Beissfliegen.



So 16.07.2000:
Mit der Fähre bis Hofles, Kolvereid, R771/802 bis Kjelleidet
(95 km, 1000 Hm)

Höhenprofil Ich bin im Nordland, dass merke ich deutlich an den vielen Inseln den kleinen Fjorden, den kleinwüchsigen Kiefern, den moosigen Steinhängen und den tiefhängenden Wolken.

In Kolvereid gibt es eine pima Tankstelle - ich tanke Cola + Kekse und fülle alle leeren Trinkflaschen mit sauberen Wasser. In der Gegend hier gibt es nur grüngelbes Sumpfwasser mit Schaumkrönchen. Bäh. (Ich habe es gemerkt, als ich eine Flasche versuchsweise halb gefüllt hatte. Ekelhafte Pinkelbrühe, Pfuideibl!)

Auf der Halbinsel mit der Bucht Fjölvika mag es wohl Höhlenmalereien geben, gefunden habe ich keine...

Unterwegs reißt eine weitere Speiche, die dritte auf dieser Tour und überhaupt. Die Speiche ist schnell gewechselt, aber jetzt habe ich nur noch drei Reservespeichen. Erich hatte recht (der erste Reiseradfahrer seit drei Wochen, etwas älter, aber schon auf dem Heimweg nach Süden): wenn man mit einer gerissenen Speiche zulange weiterfährt, reissen die Nachbarspeichen, eine nach der anderen...

Am Svaberget Camping, Kjelleidet (60 NOK, Duschen inkl.), kaufe ich eine frische Tüte Milch und es gibt abends mein Leibgericht: Milchreis mit Moltebeerenmarmelade. Aber erst nach Kaffee und Kuchen. Nein, recht enthaltsam lebe ich nicht.

Nordland (81k)



Mo 17.07.2000:
von Kjelleidet auf der R17 nach Brønnøysund
(76 km, ca. 300 Hm)

Höhenprofil Morgends bereue ich bald, keine Beinlinge angezogen zu haben. Nicht, weil es so kalt ist, sondern weil die Stechfliegen hier auch morgens sehr aktiv sind. Wie ein Rumpelstielzchen tanze ich beim Abbau des Zeltes um jenes herum, in der einer Hand die Häringe, mit der anderen Hand die Beine und das Gesicht reibend. Fluchtartig verlasse ich die windstille Fliegenecke.

Bald stoße ich auf den ersten Tunnel. Die Stirnlampe ist wieder einmal tief in der Tasche vergraben, die Batterien des Rücklichts fast leer, da dieses irgendwie schon länger brennt. Nach längerem Auspacken und Batteriewechsel (die Akkus von der Kamera passen) fahre ich durch den kurzen, relativ gut beleuchteten Tunnel. Man sollte sich am Vorabend vielleicht die Tagesstrecke genauer anschauen, da ist auch ein Tunnel eingezeichnet. Nach dem ich alles wieder verstaut habe und weiterfahre stehe ich bald grummelnd vor dem nächsten Tunnel. Aber da führt, gut fahrbar, die Trasse der alten Straße herum. Beim dritten Tunnel sieht es ähnlich aus. Nur ist die Fahrt auf der alte Straße durch einen Steinschlag behindert (ich habe eine Viertelstunde Steine geschlichtet, jetzt kann man zumindest drüberschieben) und endet an einer durchgehenden Leitplanke. Nur gut, dass ich stark und kräftig bin, ansonsten würde ich mein Gepäck wohl kurzfristig abschnallen müssen. Wo ich doch heute so schön meine nassen Socken und meine gewaschenen Shorts auf den Taschen zum Trocknen im Fahrtwind drappiert habe. Eigentlich sind es drei gut beleuchtete, kurze Tunnels mit wenig Verkehr (außer den Fahrzeugkolonnen, wenn eine Fähre angelegt hat). Ich mache es mir aber zur Herrausforderung, Tunnels möglichst zu vermeiden. Das führt auch oft zu interessanten Erlebnissen.

Schnell trocken wird in diesem dämmerig-feuchten Nordlandklima nichts. Eigentlich wollte ich heute über die Vorteile eines dauernassen Handtuches berichten, etwa beim Gurkenwaschen oder als Waschlappen mit Wasserspareffekt. Nachdem mein Kulturbeutel aber leichte Schimmelflecken zeigt, bin ich lieber ruhig.

Abends führt mir ein Pärchen aus Höxter vor, wie es ist, wenn man hier den Humor verliert. Vermutlich wollten sie in Norwegen Sommersonnenurlaub machen. Hihihi. Damit ist es aber diesen Sommer nichts. Und dann keinen Topf dabei, das Hotel zu teuer, die winzige Hütte zu schmuddelig, nur Regenwetter und genervt vom Autofahren und Übernachtungsplatzsuche. Kein Wunder das sie krank wird und am herrummosern ist. Erstaunlicherweise bleiben sie aber auf sachlicher Ebene, ohne sich gegenseitig zu verletzen.

Objektiv gesehen stimmt alles, die billigen Hotels sind teuer. Die Hütte ist ein "Zwergenzwinger" ohne Kochgeschirr. Ab und zu tröpfelt es aus dem wenig höher gelegenem Dauergrau. Es sind endlose, kurvenreiche Straßen und in der Sommersaison kann es mit normalen Übernachtungsplätzen (Hotel, Zimmer oder Hütte) schon mal eng werden. Ohne Humor hat man da als Urlauber echt verloren, denke ich mir grinsend in meinem Zelt.

Höhenprofilinfo: die letzten 40 Tageskilometer habe ich versehentlich nicht mehr mit dem HAC aufgezeichnet. (Grund: Eine Marke setzt man mit einem langen Tastendruck, das Ende der Aufzeichnung mit einem kurzen. Wehe, man drückt zu kurz.)



Di 18.07.2000:
Stichfahrt von Brønnøysund zum Torghatten
(37 km einfach)

Höhenprofil Vormittags besorge ich in einem der zwei Fahrradgeschäfte ein neues Hinterrad, passende Reservespeichen und einen Satz neuer Mäntel und montiere alles. Als mir der Verkäufer sagt, dass er die Reservespeichen erst machen müßte, schaue ich äußerst verblüfft drein, denn ich stelle mir vor, wie er aus einem Stück Draht den Speichenkopf hämmert und die Krümmung biegt. Dabei kürzt er nur eine längere Speiche und schneidet ein neues Gewinde...

Anschließend mache ich noch einen Ausflug zum nahen Torghatten, einem Berg mit fast horizontalem Loch. Die Paradeansicht hat man aber nur von der Meerseite, aber zumindest wandere ich einmal hindurch, auf eigenes Risiko, da Steinschlaggefahr (... so wie alle anderen auch).

Die neue Fahrradmäntel, Typ Semislick, rollen sogar bergauf ganz gut, wobei das natürlich am fehlenden Gepäck liegen kann. Auf nicht asphaltierten Strecken ist die Traktion beim Bremsen eher mager, im Vergleich zu dem bisherigen Stollenprofil. Das kann natürlich auch am fehlenden Gepäckgewicht iegen. Wenn mir die neuen Mäntel zu rutschig sind, montiere ich wieder die alten.

Durch die kleinere Reifengröße stimmen ab heute die Kilometerangaben wohl nicht mehr so richtig, eine genaue Bestimmung des Reifenumfangs steht noch aus. Aber der Fehler dürfte unter 1,5 Prozent liegen.

Felgendefekt (40k) Fahrradreparatur (117k) Blick aus dem Loch im Torghatten (46k) der Bart wächst... (61k)



Mi 19.07.2000:
Brønnøysund, Insel Vega, Offserøy
(48 km, 132 Hm)

Höhenprofil Von Brønnøysund fahre ich nach Norden und schaue mir im Hildurs Urterarium, einem privaten Kräutergarten, die verschiedenen Küchenkräuter, Kakteen und andere Gewächse an. Besonders der kleine Giftkräutergarten hat es mir angetan, mit Trollbeere, Hexenkraut und Alraune.

Vom nahen Fährhafen Horn hat man zwei Möglichkeiten um nach Norden weiterzufahren. Entweder mit zwei Fährfahrten an der Küste oder mit zwei Fährfahrten über die leine Insel Vega. Aufgrund der zeitlichen Gegebenheiten entscheide ich mich für einen Kurzbesuch auf Vega - die Zeit reicht um vom Hafen in die Hauptstadt Gladstad zu radeln, wo ich im Supermarkt ein paar passende neue Socken finde, und zurück zum Hafen zur einzigen täglich nordwärts fahrenden Fähre. So ist es, wenn man zu spät aufsteht. Auf Vega gibt es die ältesten Spuren menschlicher Aktivitäten in Norwegen, deswegen gab es auch vor einigen Jahren die 10.000-Jahr-Feier. Und bei den jährlichen zehntägigigen Vega-Tagen muss die ganze Kommune mit ihren 1.406 Einwohnern auf den Beinen sein.

Gegenüber auf dem Festland liegt Vevelstad, Norwegens kleinste Kommune mit 591 Einwohnern, einem Denkmal aus der Reihe Skulpturlandskap Nordland und Felszeichnungen aus der Steinzeit. Felszeichnungen oder Höhlenmalereien findet an viele an der norwegischen Küste. Auf der Insel Tro (Bedarfshaltestelle der zweiten Fähre der Festlandsroute) gibt es ein Gebiet mit weiteren Felszeichnungen, darunter ein Langläufer, der bei den Olympischen Spielen 1994 bekannt geworden ist. Aber davon sehe ich nichts, ich bin schließlich die (bequemere) Inselroute gefahren.

Gegen halb sechs kommt die Fähre von Vega in Tjøtta an. Da es zum Fahrradfahren schon recht duster ist, bin froh nach sieben Kilometern den Platz Offserøy Camping (60 NOK) zu erreichen. Wer sich wundert: dämmrig hell ist es 24 Stunden am Tag, so dass man eigentlich fast durchgehend radfahren, wandern oder am Strand Muschelsuchen kann. Nur wird man auf der Straße von den anderen Kraftfahrzeugen irgendwann nur schlecht erkannt, glaube ich. (Beim Muschelsuchen hat man damit eher kein Problem). Und jetzt im Frühherbst (zumindest ist das Wetter schon herbstlich :-) ist dies bei der üblichen dichten Wolkendecke schon ab sechs Uhr abends der Fall.

Norwegen ist hier eigentlich für viele Urlauber nur ein langes Durchfahrtsgebiet nach Norden oder Süden. Die Elligen auf der E6, die mit mehr Zeit und Geld auf der R17. (Es gibt aber auch nur wenige West-Ost-Straßen.) Gegen dieses Image hilft ein kleines Gratis-Info-Büchlein mit vielen brauchbaren Informationen. (Im Internet unter www.rv17.no zu finden.)

Hildurs Urterarium (75k) Abendstimmung (42k)



Do 20.07.2000:
Offserøy Camping
(0 km, 0 Hm)

Regen und Wind am Morgen, verscheucht Mücken und Losfahr-Sorgen.

Um 16:51 Uhr geht die Sonne auf. Irritiert verkrieche ich mich in meinem Schlafsack. Sowas habe ich seit acht Tagen nicht mehr gesehen. Hoffentlich wird es bald finster und wieder kühler, mir sind die 22 Grad im Zelt echt zu heiß. Glücklicherweise ist die Sonne um 17:04 Uhr wieder weg.



Fr 21.07.2000:
Offserøy, Sandessjöen, Nesna
(70 km, 453 Hm)

Höhenprofil Es wird doch noch Sommer in Norwegen! Den ganzen Tag scheint die Sonne, nur kleine Wölkchen schieben sich manchmal davor.

Der Weg auf der Rv17 führt an Alstahaug vorbei, einer Kirche und einem Museum über den Dichterpfarrer Petter Dass, der vor 300 Jahren hier gelebt hat.

Weiter geht es zu den "sieben Schwestern". Sie liegen vor mir, so wie die Natur sie geschaffen hat, mit ihren weichen Rundungen und Spitzen. Es gibt jährlich einen Wettbewerb, wer am schnellsten alle siebene besteigt, der Rekord liegt bei 3 Stunden und etwa 54 Minuten. Die Rede ist nicht von den hübschen Norwegerinnen aus Fleisch und Blut, sondern von einer Steinformation bei Sandssøjen, nicht zu verwechseln mit den gleichnamigen Wasserfällen am Geirangerfjord. Der Sage nach waren es einmal sieben Königstöchter, hinter denen der Königssohn Hestman (Bergformation auf einer Insel weiter nördlich) her war. Bei das ganzen Geschichte kommt auch ein Pfeil vor, der den Torghatten (Bergformation bei Brønnøysund) durchlöchert hat...

Von Sandssøjen weht mir ein Geruch entgegen, wie aus einer nassen Muschel. Charkteristisch für die Stadt ist ebenso der proppenvolle Funkmast. (In Norwegen: von all den Bergespitzen sah ich kleine Mästlein blitzen...) Ein weiteres Highlight ist die Helgelandsbrua, eine beachtlich große Hängebrücke.

In Nesa gibt es einen genialen Hafencampingplatz (Nesna Feriesenter og Motell AS, 65 NOK). Blick zur Kirche und zum Hafen mit stündlich einlaufender Fähre von Levang sowie eine eigene Zeltwiese zum Meer. Ein warmer Felseblock zum Sonnenbaden, umringt von Inseln und Bergen, manche noch mit Schneefeldern. Nur die doppelläufige Wasserrutsche ist nicht in Betrieb.

Vielleicht ist meine gute Laune auch auf das heute Abendmenü zurückzuführen: Apfel und Banane als Apetizer. Als Hauptgang: in Walnußöl geschwenkte Fleischbällchen, dazu Weißbrotschnitten mit Geflügelsalat und als Beilage Gurke in Joghurtdressing. Zum Abschluß auf dem Sonnenfels: Kaffee und Kekse nach freier Wahl.

Die Rv17 ist, wie schon in den letzten Tagen, meist ohne große Steigungen, selbst die kleinen Zwischenanstiege werden flacher. Dafür rollt auch der Kfz-Verkehr etwas schneller. Alternativen mit dem Rad gibt es aber keine, auch mit dem Kfz hat man nur die Wahl zwischen E6 und Rv17. Vor mir liegt zudem eine tunnelreiche Strecke. Deswegen werde ich mir morgen früh den Rest der Helgelandsküste von einem Hurtigbåt der Ofotens og Vesteraalens Dampskibsselskab asa aus genießen (Schnellboot, nicht zu verwechseln mit den elf Schiffen der Hurtigrute) und anschließend mit der Autofähre zu den Lofoten übersetzen.

unterwegs auf der Rv17 (38k)

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